Selbstgespräch - eine Geschichte aus dem Verkauf

  • Selbstgespräch - eine Geschichte aus dem Verkauf

 

Ich stand abseits zwischen den Waschmaschinen und den Trocknern und hörte, wie auf der anderen Seite zwei Herren miteinander ziemlich laut diskutierten.  Und das hörte sich in etwa so an:

«Ich möchte gerne diesen Kühlschrank kaufen, denn er hat den Vorteil, dass er einen separaten Tiefkühler hat.».

Der Kollege: «Nein, der ist zu teuer und wir haben doch abgemacht, dass wir eher ein günstiges Modell kaufen.»

«Das ist mir egal! Ich will diesen Kühlschrank», entgegnete sein Freund.   

«Es müsste aber ein günstigeres Modell sein», meinte daraufhin der Zweite. 

 

Die längste Zeit ging es so hin und her und ich hielt mich still und hörte einfach zu. Bis zu dem Punkt, als ich um die Ecke ging und den beiden Männern «einen Guten Morgen» wünschte. Es stand nur ein Kunde vor dem Kühlschrank und er fragte mich sofort, ob es dieses Modell auch günstiger gäbe - ja natürlich, aber eben nicht mit dieser Ausstattung und Qualität.  Er meinte, sein Partner sei damit nicht einverstanden und da er allein vor mir stand, machte ich ihm den Vorschlag, sobald sein Partner auch da sei, gerne beiden die Vorteile aufzuzeigen.  Er schaute mich mit grossen Augen an, drehte sich um und sagte: «Du bist jetzt einfach still und hörst zu!» 

Ich stand da und war völlig perplex, denn es stand niemand bei ihm.   

 

Er sagte zu mir, ich könne ihnen jetzt alles erklären und sie würden einfach zuhören. Also fing ich an und erörterte ihnen die Vorteile. Während ich ihnen die positiven Aspekte aufzählte, war es neben mir kurz still. Auf einmal drehte sich der Kunde wieder um und sagte in einem bestimmten Ton: «Sei jetzt still und lass den Berater ausreden!». Es sei schliesslich sehr interessant, was ich erzähle. 

Da ich ihn wahrscheinlich schon wieder fragend ansah, sagte er zu mir, ich solle ruhig weitermachen und mich nicht stören lassen. Ich fing langsam an zu verstehen, dass sein Partner nur für ihn «da» war.  Als ich mit meiner Beratung fertig war, fragte ich ihn, ob wir ihnen diesen Kühlschrank liefern und den alten mitnehmen und entsorgen dürfen. 

 

Nach langer Diskussion mit seinem Partner über den Preis drehte er sich um und meinte dazu: Ich bezahle und entscheide. «Ich würde «Ihnen» gerne ein Kaffee offerieren in der Zeit, in der ich den Kaufvertrag vorbereite.» «Ja, sehr gerne nehmen wir einen Kaffee. Einen mit und einen ohne Zucker.» Ich servierte ihnen den Kaffee. Ihm stellte ich den Kaffee ohne Zucker hin und den anderen mit Zucker stellte ich ihm gegenüber auf den Tisch, woraufhin er sofort nach der Tasse griff und sie neben sich hinstellte. Als ich zurückkam, fragte ich höflich, ob der Kaffee geschmeckt habe. Er antwortete, dass für ihn der Kaffee hervorragend war, der Kaffee aber für seinen Partner zu bitter gewesen sei. 

  

Als der Verkauf abgeschlossen war, bedankte ich mich für den Kauf ihres neuen Kühlschrankes und wünschte ihnen einen schönen Tag. 

Es war sehr speziell, wie es mich durcheinanderbrachte, wenn jemand mit seinem Gegenüber spricht und sich in einer anderen Tonlage die Fragen und Antworten selbst gibt.  

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